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Männerkleidung
Barock ca. 1610 - 1715

Frühbarock 1610 – 1650

Nach der steifen und einengenden Mode Spaniens, wurde die Kleidung nun wieder weiter und lockerer. Polsterungen und Versteifungen verschwanden aus der Mode der Herren.

Jacken und Mäntel
Als Mantel diente weiterhin die "Schaube". Sie war weit geschnitten und reichte bis zum Knie. Die Ärmel der Schaube konnten in der unterschiedlichsten Form gestaltet sein. So gab es neben geschlitzten Hängeärmeln, lange oder kurze gebauschte Ärmel.
Darüber trugen die eleganten Herren die vorn offene "Capa". Sie wurde als Umhängemantel knie- oder hüftlang getragen. Die Capa war entweder mit einem Umlegekragen oder kragenlos gestaltet. Besonders gern trug man sie nur über einer Schulter.

Oberkleidung
Das weiße "Leinenhemd" besaß einen großen Spitzenkragen und die typischen "Fechtermanschetten". Sie waren ebenfalls mit Spitzen verziert. Vornehmen Herren waren Hemden aus Seide vorbehalten, die kostbar bestickt waren, während die einfache Bevölkerung aus Leinen gefertigte Hemden trug. Darüber wurde ein Wams mit Schulterstücken getragen. Es war vorn geöffnet und an seiner erhöhten Taille wurden hüftlange Schoßteile angenestelt.
Um 1630 entwickelte sich aus dem Wams die "Jacke" mit angeschnittenen Schössen. Die Ärmel waren weit geschnitten und zum teil gebauscht. Bisweilen konnten diese, wie die Jacke, vertikal geschlitzt sein, um den unterliegenden Stoff durchscheinen zu lassen.

Hosen
Die Hose wurde locker bis über das Knie getragen und war mit Schleifen, Spitzen und Schärpen verziert. Sie waren sehr weit geschnitten und waren Knie mit Hilfe von Bändern zusammengehalten. Den Saum der Hose schmückten kostbare, lang herabhängende Spitzen. Neben der Spitze dienten Borten und Knöpfe, die man senkrecht anbrachte als Verzierung. Die Schlitze verschwanden aus der Hosenmode und der Stoff war, bis auf die Seitennaht, die gelegentlich offen war, geschlossen. Der Hosenbund konnte mit Bändern am Wams befestigt werden.

Frisuren und Kopfbedeckungen
Der "Respondent", ein Hut aus weichem Filz mit breiter Krempe löste die hohen Toques ab. Er wurde entweder schräg oder mit hinauf- oder herabgeschlagener Krempe getragen. Geschmückt wurde er von riesigen Straußenfedern oder einem Fuchsschwanz. Nachdem die steife, hochstehende Kröse verschwunden war, konnte das Haar wieder lang getragen werden. So fiel es bald glatt oder gelockt auf die Schulter. Wer mit weniger kräftigem Haar ausgestattet war, griff zur Perücke. Der Schnauzbart war weiterhin in Mode und wurde durch kräuseln und wachsen in Form gebracht. Der ebenso beliebte Kinnbart verkleinerte sich im Laufe der Zeit.

Accessoires
Ein typisches Merkmal der Herrenmode dieser Zeit war der große, flach Spitzenkragen. Anfangs ließ man die Kröse ohne Verstärkung auf weich auf die Schultern fallen.
Später entwickelten sich diese Kragen zu einem sehr breiten, bis zu den Schultern reichenden Kragen, die so genannte "Golilla". Sie wurde aus feinstem Leinen gefertigt und mit kostbaren Spitzen verziert. Aufgrund des verschwenderischen Verbrauches von Spitze wurde sie sogar 1623 in Spanien verboten. Lederne Handschuhe, "Crispins" genannt, verziert mit Stickereien oder Spitzen besaßen wie die Hemden ebenfalls eine breite Manschette und waren sehr beliebt.

Schuhwerk
Die mit Sporen verzierten Stiefel wurden zusehends beliebter. Sie reichten anfangs bis zum Knie hinauf, später jedoch ließ man sie bis auf die Wade hinunter rutschen. Sie erhielten eine breite Stulpe, die mit kostbarer Spitze besetzt war. Neben den Schaftstiefeln wurden weiterhin Schuhe getragen, die mit Schleifen oder Spitzenrosetten verziert waren. An den Seiten der Schuhe ließ man kleine Aussparungen frei.
Die mit Spitzen verzierten "Stulpenstiefel" und die knöchelhohen Schuhe besaßen erstmals erhöhte Absätze. Zu den Schuhen trug der Herr farbige, seidene Strümpfe. Beliebte Farben für die Strümpfe waren hautfarben, grün oder grau. Ein Seidenband, das man unter dem Knie zu einer großen Schleife band, verhinderte das Herunterrutschen der Strümpfe.


Hochbarock ca. 1650 – 1680

Ab Mitte des 17. Jahrhunderts erreichte die Herrenmode in Unzweckmäßigkeit und Ausputz ihren Höhepunkt und übertraf die Damenmode an Lächerlichkeit bei weitem.

Oberkleidung
Das kostbar ausstaffierte und weit geschnittene Hemd, wurde zum Hauptkleidungsstück und wurde an Manschetten und Kragen reich mit Spitze versehen.

Hosen
Die "Schlumperhosen" der vorangegangen Jahren wurden noch weiter in ihrem Schnitt und glichen einem Rock. Diese "Rheingrafenhose" oder auch "Rhingrave" wurde in der Taille und am Knie mit zum Teil andersfarbigenbreiten Bändern, „Bandschluppen“, zusammengebunden. Benannt wurde sie nach dem Holländer Karl Florentin Rheingraf von Salm, der sie als erster in Paris getragen haben soll.

Anzüge
Die so genannte "Rheingrafentracht" erschien lässig und verspielt. Sie bestand aus einem kurzem Wams, rockartig erweiterten Hosen, enganliegenden Strümpfen uns Strumpfbändern aus Spitze. Unter dem kurzen, weiten Wams schaute in der Taille und an den Händen das Hemd hervor. Ein schmaler Kinnkragen (Beffchen) gehörte zur vollständigen Kleidung des Mannes dazu.

Frisuren und Kopfbedeckungen
Eine Perücke mit langem Haar kam immer mehr in Mode und der Umfang des Respondenten nahm weiterhin zu. Mit seiner reichen Federausstattung wurde er als "Plumagenhut" bezeichnet.

Accessoires
Die männliche Kleidung wurde durch auffallend viele Schleifen, Rüschen und Borten verziert.

Schuhwerk
Ein mit Schleifen und Bandrosetten verzierter Absatzschuh verdrängte die Stulpenstiefel.


Spätbarock ca. 1680 – 1715

Jacken und Mäntel
Der Überrock, "Justeaucorps", reichte bis zum Knie und wurde mit nur wenigen der zahlreichen Knöpfe geschlossen. Die Ärmel des Justeaucorps hatten große Aufschläge und nahmen an Weite zu. Oberkleidung Aus dem Wams entwickelte sich zum Ende des Jahrhunderts eine Weste, "la veste". Sie war ebenfalls knielang und nur unwesentlich kürzer als die engen, seidenen Hosen.

Hosen
Die Hosen wurden wieder schmaler und waren unter dem knielangen Justeaucorps kaum noch zu sehen. Die so genannten "Culotten" waren entweder aus dem gleichen Stoff wie der Justeaucorps oder aus schwarzem Samt gefertigt.

Frisuren und Kopfbedeckungen
Das Größerwerden der Perücke erschwerte das Tragen des großkrempigen Respondeten und so klappte man drei seiner Kanten zusammen zu einem "Dreispitz". Seine Kanten wurden häufig mit Borten und Tressen verziert. Wegen der großen "Allogne-Perücke" wurde der Dreispitz in der Hand getragen. Der Bart verschwand nun gänzlich aus der Mode.

Accessoires/Schmuck
Ein lose gebundener Spitzenschal, die "Steinkerke", bedeckte den Ausschnitt. Sie wurde entweder in ein Knopfloch des Justeaucorps oder in den Ausschnitt des Hemdes gesteckt. Hauptsächlich war sie aus weißer Seide oder Musselin gefertigt. Wie die Damen trugen die Herren äußerst gern Schmuck. So waren Ohrringe, Armbänder, juwelenbesetzte Hutbänder, Ringe und Ketten beliebt.
Adlige Herren komplettierten ihr Erscheinungsbild mit einem eleganten Stock, der ebenfalls mit Schleifen verziert war. Auf feine Lederhandschuhe wurde auch weiterhin nicht verzichtet.

Schuhwerk
Absatzschuhe waren nach wie vor beliebt. Dazu wurden rote oder rosafarbene Seidenstrümpfe getragen. Der elegante Kavalier trug bestickte Strümpfe.



 Willem Buytewech, 1622, typische Kleidung des Frühbarock



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