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Männerkleidung DE
Renaissance ca. 1425 - 1580

Kleidung des Mannes in Deutschland

Zur Oberbekleidung des Mannes gehörte der "Rock", ein strapazierfähiges Kleidungsstück für den täglichen Gebrauch. Typische Farben waren schwarz, grau und lederfarben. Der einfache Rock war mit woll- oder Leinenstoffen abgefüttert. Die Ärmel des Rockes waren mit längs- und kreuzweisen Einschnitten versehen, die, von Zierborten umrahmt, das Pelzfutter sichtbar werden ließen. Diese Ärmeleinschnitte dienten als Durchgriff für die Arme und vereinfachten die Handhabung der schweren, weiten und oft überlangen Rockärmel.

"Schaube" und "Husecke" waren ebenfalls zeitgenössische Bezeichnungen für den Rock. Die Schaube ist jedoch eher als hochwertiger, fürstlicher Rock anzusehen. Charakteristisch für die Schaube waren die breiten Pelzaufschläge, der moirierte Stoff, sowie die Hängeärmel, die über dem Querschlitz gepufft waren. Samtverbrämungen waren wie bei der Frauenhusecke typisch. Gegenüber dem Mantel besaß die Husecke Ärmel. Dunkle Grau- und Rottöne, sowie Schwarz wurden mit Vorliebe verwendet. Der wie ein Mantel umgehängte "Gestaltrock" war schenkelkurz und sein Pelzfutter wurde breit nach aussen umgeschlagen.

Das typische Merkmal des "Leibrockes", "Plattrockes" oder auch "Wappenrockes" war seine auf den Körper zugeschnittene Passform. Durch seinen Vorderverschluss, seine Taillenlinie und das zwischen Hüfte und Taille variierende Schoßteil lässt er sich mit einem Wams vergleichen, wobei das Wams jedoch stets unter dem Leibrock getragen wurde. Das körpernahe Oberteil war mit oder ohne Ärmel gefertigt. Sowohl am Hals- wie auch am Ärmelausschnitt befanden sich die charakteristischen Roll- bzw. Bandschlaufen. Der Rockschoß war in zahlreichen Falten gelegt. Meist war der Leibrock aus schwarzem oder lederfarbenem Leinen oder Wolltuch gefertigt und mit Fellen oder Wollstoffen gefüttert.
Die einteiligen Beinkleider, die wie eine "Strumpfhose" gearbeitet waren, waren oft in grellen und bunten Farben gehalten. Verwegene Schlitzungen waren sehr beliebt. Fußlose Hosen wurden mit einem Haltesteg versehen, wohingegen weite Beinkleider mittels Schnürungen zusammengefasst wurden. Bei weniger anschmiegsameren Materialien sorgten rückwärtige Beinnähte und Gesäßzwickel für die gewünschte Passform. Übliche Materialien waren Leder, Wolltuche, aber auch Seide oder Samt, Leinen wurde seltener verwendet. Typisch für die Männermode der Renaissance war eine große Farbenvielfalt. Rote, gelbe, blaue, braune, weiße und schwarze Hosen sind neben grünen und hautfarbenen Hosen in zahlreichen zeitgenössischen Darstellungen abgebildet. Mehrfarbige "geteilte Hosen", auch bekannt als "Mi-Parti", gehörten zur Kleidung der Vasallen, Diener, Spielleute, Henker, Schergen, Narren und Landsknechte. Diese Hosen waren aus zwei- oder mehreren verschiedenfarbigen Teilen zusammengesetzt.

Die Dekorationsschlitze waren für die Hosenmode des 16.Jahrhunderts charakteristisch. Die "Pluderhosen", deren Oberstoff mit Einschnitten versehen war, ließen das darunterliegende Futter gebauscht hervortreten. Ebenso typisch wie die Schlitze der Pluderhose, war die auffällige Betonung des männlichen Geschlechts durch die "Schamkapsel", die mit Puffen und Schleifen verziert war.

Das gesäßkurze, körpernahe "Wams" bestimmte zusammen mit der "Strumpfhose" die Mode des späten Mittelalters. Neben Materialien wie Leinen, Wolltuche und Seidenstoffen, waren auch hochwertiger Samt, Damast, Atlas, leichte Taftseiden und Leder beliebt. Die Ärmel waren häufig aus anderem Material gefertigt und aufwendig ausgearbeitet. Oft gehörten mehrere Ärmelpaare zu einem "Leib" und konnten über Schnürlöcher und Häkchen eingesetzt werden. Zahlreiche Knöpfe dienten als Voderverschluss des Männerwamses. Die zusätzlichen Hängeärmel wurden als "Flügel" bezeichnet. Zierborten, versteifte Kragen, Schöße und Ärmelwülste gehörten zum typischen Erscheinungsbild des Wamses im späten 16.Jahrhundert.

Der "Goller" ist als ärmelloses Überwams zu verstehen. Er wurde entweder zum Anzug aus Wams und Hose oder und dem Rock als Weste getragen. Der Ledergoller war wattiert, gesteppt und gepanzert. Es gab aber auch hochwertige, textile Goller, die in der zweiten Hälfte des 16.Jahrhunderts zunahmen.

Das "Mannshemd" war ein wichtiger Bestandteil der Männerkleidung. Es gab weiße Leinenhemden und rote, schwarze oder gestreifte Wollhemden. Unter den farbigen Wollhemden wurde stets ein weißes Leinenhemd getragen. Wie in der Frauenmode wurde das halsferne Hemd um 1500 vom hochgeschlossenen Hemd mit Stehkragen abgelöst. Aus diesem Stehkragen entwickleten sich später die Halskrausen. Die Weite des Hemdes wurde durch Smokarbeiten am mit Borten, Stickereien und Ornamenten verzierten Kragen eingehalten.

Die flachen, absatzlosen Schuhe hatten durch ihre leichten Materialien wie Leder, Samt oder Filz einen hohen Verschleiss zur Folge. Oft wurden in einem Jahr mehr als zwanzig paar Schuhe verbraucht. Besonders typisch für diese Zeit war der "Kuhmaulschuh",auch "Ochsenmaul" oder "Bärentatze" genannt, ein flacher und weitausgeschnittener Lederschuh, der sehr breit wirkte. Zum Teil wurde er durch einen Riemen gehalten. Auch er hatte die modischen Schlitzverzierungen.

Das "Barret" bzw. die "Schlappe" gab es, ebenfalls wie das Frauenbarret, in den verschiedensten Formen. Auffällige Abfütterungen, Durchzüge, Knöpfe, Federn, Schmuckstücke und Medaillen dienten der Verzierung. Flache, ausladende Formen, sogenannte "Tellerbarrets" waren im frühen 16.Jahrhundert häufig zu sehen. Gestrickte Barrets wurden hauptsächlich von der Mittel- und Unterschicht getragen. Als Farben waren schwarz, rot, lederfarben , gelb, blau, grau und grün beliebt.



Lucas Cranach, deutsche Renaissancekleidung um 1535



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